Erste Welle Feminismus: Die erste Welle der Frauenbewegung in den USA entstand im Zuge der Anti-Sklaverei-Bewegung. Die wichtigsten Forderungen waren Recht auf Erwerbsarbeit und Bildung sowie das Frauenstimmrecht. Suffragetten waren die Frauen, die sich für das Frauenstimmrecht einsetzten. Die erste Welle lässt sich in drei wesentliche Strömungen unterteilen: (1) Die bürgerlich-gemässigte Frauenbewegung mit dem Allgemeinen Deutschen Frauenverein, (2) die bürgerlich-radikale Frauenbewegung mit dem Deutschen Verband für Frauenstimmrecht und (3) die sozialistische Frauenbewegung.
Zweite Welle Feminismus: um 1950/1960. Auslöser für die zweite Welle der Frauenbewegung war der allgemeine gesellschaftliche Umbruch und Wertewandel. In den USA war sie durch die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner*innen und Massenbewegung gegen den Vietnamkrieg inspiriert. Merkmale sind die Protestform des bürgerlichen Ungehorsams, der Austausch über individuell erlebte Probleme bezüglich Diskriminierung und Gewalt, Schwangerschaftsabbruch oder Sexualität.
Dritte Welle Feminismus: Feminismuswelle ab den 1990er Jahren, als Reaktion auf den populären Antifeminismus. Die Ziele sind ähnlich geblieben wie bei der zweiten Welle, also die Gleichstellung der Frauen mit den Männern. Eine grösserer Stellenwert haben Identitäskonzepte und eine Postmodernes Gesellschaftsbild.
Sisterhood: Solidarität zwischen Frauen* über ideologische Grenzen hinweg. Verschiedene Feminismen ziehen an einem Strang. Dies kann sich darin äussern, dass sich Feministinnen* untereinander nicht wegen ideologischen Differenzen angreifen.
Patriarchat: Gesellschaftliches System in dem Männer die Normen prägen und kontrollieren. Männer haben Machtpositionen inne und ihnen ist der Zugang zu Ressourcen einfacher möglich.
Anarchie: Eine Gesellschaftsordnung, welche durch Abwesenheit von HERRschaft geprägt ist.
rape culture: Soziales Milieu, in der sexuelle Belästigung, Übergriffe, Gewalt und Vergewaltigung verbreitet sind und weitgehend toleriert bzw. nicht bestraft werden.
rape myth: Eine Vergewaltigung wird verharmlost, indem dem Opfer zugeschrieben wird, dass es dies selber gewollt habe. Klassische Äusserungen sind: „Hab dich nicht so, du magst es doch auch.“ „Bis jetzt hat es dich doch auch nie gestört.“ „So wie du aussiehst…“ „Du hast es provoziert.“ „Ich konnte gar nicht anders.“
victim blaming: Opfern sexueller Gewalt wird die (Mit-) Schuld gegeben, da sie mit ihrer Wahl der Kleidung oder ihrem Verhalten sexuelle Übergriffe provoziert hätten. Statt die Tatperson für ihre Handlungen verantwortlich zu machen, wird dem Opfer die Schuld gegeben.
slut walk: Eine Bewegung welche durch Protestmärsche darauf aufmerksam macht, dass Frauen unabhängig von ihrer Kleidung das Recht auf körperliche Unversehrtheit haben. Egal wie „nuttig“ man bekleidet ist, soll man weder sexuelle Übergriffe, Gewalt noch Vergewaltigung fürchten müssen.
Partizipation: Teilnahme, Mitbestimmung und Mitgestaltung an der Gesellschaft, dem öffentlichen Leben und politischen Entscheidungsprozessen.
male privilege: Männer haben Privilegien aufgrund ihres Geschlechts. Das heisst, weil sie Männer sind, haben sie soziale, ökonomische und politische Vorteile. Durchschnittlich verdienen Männer deutlich mehr Lohn als Frauen.
toxic masculinity: Das Patriarchat schadet Männer*, da männlich sein unter anderem mit negativen Eigenschaften wie gewalttätig, emotionslos, aggressiv oder sexuell getrieben verbunden wird. Beispielsweise wird es als unmännlich betrachtet, dass Männer weinen, da dies Schwäche ausdrücke. Toxic masculinity zeigt sich beispielsweise in der Annahme, dass echte Männer nicht vergewaltigt werden können.
Sexismus: Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Frauen und Männer werden unterschiedlich behandelt, allein wegen des ihnen zugeschriebenen Geschlechts.
Benevolenter Sexismus: Gut gemeinte Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Beispielsweise wenn Frauen „verschont“ werden, handwerkliche Tätigkeiten auszuführen, weil sie das überfordere.
Misogynie: starke Abneigung gegen Frauen bis hin zu Frauenhass. Dies reicht von frauenfeindlichen Witzen bis hin zu Mord. Der Amokläufer Elliot Rodger tötete unter anderem motiviert durch Frauenhass.
Intersektionalität: Überschneidung verschiedener Diskriminierungsformen. Personen werden verschiedenen Kategorien zugeordnet, aufgrund derer sie diskriminiert werden. Z. B. eine homosexuelle Kenianerin wird wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts und ihrer ethnischen Zugehörigkeit diskriminiert.
Sozialisation: Jede Person wird von klein auf durch ihre Umgebung wie Familie, Nachbarschaft, Schule, etc. geprägt und geformt. Es werden Normen und Erwartungen verinnerlicht, welche die Identität, das Denken und Verhalten prägen.
pink stinks: Feministische Bewegung im Netz die kritisiert, dass Mädchen und Jungen unterschiedlich sozialisiert werden. Dazu gehört, dass Mädchenspielzeug vorwiegend in pink und rosa zu finden ist. Spannend ist, dass vor 100 Jahren pink eine typische Männerfarbe war, weil sie Kraft und Energie symbolisiere.
Stereotyp: Überzeugungen über eine Gruppe und ihre Mitglieder, wie diese typischerweise aussehen, sich verhalten oder was sie können.
Geschlechterrolle: Ein Verhalten oder Merkmal, das eine Gesellschaft als typisch bzw. (un-) akzeptabel für ein Geschlecht hält. Was man als Frau* / Mann* tun oder lassen sollte.
doublebind: Sich widersprechende Normen und Erwartungen an Frauen, die es unmöglich machen, diese zu erfüllen. Beispiele sind sich attraktiv und sexy zu kleiden, aber nicht zu aufreizend. Oder Kinder zu haben und durchgehend für diese da zu sein, aber auch erfolgreich bei der Arbeit zu sein. Bei solch widersprüchlichen Anforderungen kann man nur verlieren; der Rock ist zu kurz, zu lange oder man sollte gar keinen tragen.
Androzentrismus: Der Mann oder männlich sein gilt als Mass aller Dinge, wird in das Zentrum der Aufmerksamkeit gestellt und als normal angesehen. Der Mann ist dabei die Norm, von der die Frau abweicht. Es entsteht ein Fokus auf Männlichkeit, welcher Frauen ignoriert und unsichtbar macht. Das Wort männlich wird durch das Wort menschlich ersetzt.
Bechdel-Test: Durch diesen Test werden Frauenrollen in Filmen oder Büchern geprüft. Drei banale Bedingungen müssen erfüllt werden: (1) Gibt es mindestens zwei Frauen mit Namen? (2) Sprechen diese zwei Frauen miteinander? (3) Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?
Derailing: Diskussionsstrategie um von einem Diskussionsthema ab- und in eine Diskussion über etwas anderes zu lenken. Beispielsweise wird bei der Diskussion um Gewalt an Frauen oder Lohngleichheit versucht auf Benachteiligungen von Männern zu sprechen zu kommen (z.B. Wehrpflicht).
mansplaining: Männer erklären Frauen ungefragt die Welt. Besonders absurd ist dies, wenn er über eines ihrer Fachgebiete referiert. Mansplaining baut auf der irrigen Annahme, dass sein Gegenüber weniger weiss als er. Auf mansplained.tumblr.com findet sich eine Sammlung von Erlebnissen.
informed consent: no means no. not yes means no, too. Informierte Einwilligung drückt die Grundhaltung aus, dass wir nicht stillschweigend davon ausgehen sollten, eine Handlung sei für eine andere Person in Ordnung, sondern dies vorher prüfen. Das Konzept ist bei medizinischen Eingriffen verbreitet, hat sich aber beispielsweise auch bei Sex etabliert.
Biologisches Geschlecht (Englisch: Sex): Geschlechtskategorie, welche durch die DNA, Chromosome, Hormone und körperliche Geschlechtsmerkmale (Vagina oder Penis) vorgegeben wird.
Essentialismus: Auffassung, dass alle Frauen eine gemeinsame Essenz / einen gemeinsamen Kern haben. Diese unterscheidet sich von der Essenz, welche allen Männern gemein ist. Damit wird begründet, weshalb Frauen und Männer unterschiedlich seien, andere Bedürfnisse und Fähigkeiten hätten und deshalb allein aufgrund des zugeschriebenen Geschlechts unterschiedlich behandelt werden sollten.
Biologismus: Sexismus wird dadurch begründet, dass Personen gewisse Fähigkeiten und Eigenschaften aufgrund ihres biologischen Geschlechts natürlicherweise hätten.
Soziales Geschlecht (Englisch: Gender): Gender bezieht sich auf alle Merkmale oder Verhaltensweisen, die als weiblich und männlich angesehen werden. Es handelt sich um das zugeschriebene Geschlecht aufgrund der sozialen Geschlechterrolle und sozialer Geschlechtsmerkmale.
post-gender: Die Vision, Geschlechterkategorien zu überwinden und abzuschaffen, sodass Geschlecht nichts mehr zu sagen hat.
Binäres Geschlechtssystem: Ein Geschlechtersystem, welches auf nur zwei Geschlechter (Frau und Mann) beruht und diese als gegensätzlich konstruiert. Das biologische Geschlecht wird mit der Geschlechtsidentität, der Geschlechtsrolle und der sexuellen Orientierung gleichgesetzt.
cis: Cispersonen oder Cisgenderpersonen identifizieren sich vollständig mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht. Damit unterscheiden sie sich von Transpersonen.
Transpersonen: Transgender identifizieren sich nicht oder nicht gänzlich mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht. Das können unter anderem binäre Transpersonen, also Transfrauen und -männer sein, aber auch genderqueere, genderfluide, agender und gendernonconforming Personen zählen dazu.
Queer: Personen die von der Norm abweichen und in keine vorgegebene Kategorie passen (wollen). Der Begriff wird häufig im Zusammenhang mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung verwendet.
LGBTQIA: Bewegung von Lesben, Gays, Bisexuals, Trans-Menschen, Queer, Intersex, und Asexuals die sich für die Rechte und Anerkennung von Menschen einsetzte, die von der Norm abweichen.
Homophobie: Ist keine Angst, sondern bezeichnet Abscheu, Hass oder Feindseligkeit gegenüber Homosexuellen.
Heteronormativität: Heterosexualität wird als normal angesehen, Homosexualität als abweichend davon. Diese Weltsicht baut auf zwei Geschlechtern (Frau, Mann), welche ihre sexuelle Orientierung auf das jeweilig „entgegengesetzte“ Geschlecht richten.
vertikale Segregation: Geschlechter sind auf verschiedenen Hierarchiestufen dominant vertreten. So sind Frauen* in Status niedrigen Berufen übervertreten, wohingegen Männer* in den prestigereichsten Etagen überproportional häufig anzutreffen sind.
glass ceiling: Beschreibt eine gläserne Decke, die verhindert, dass Frauen in Machtpositionen gelangen. Diese unsichtbare Grenze erschwert es Frauen, ab einem gewissen Punkt in der Karriere aufzusteigen.
horizontale Segregation: Geschlechter sind ungleich häufig in verschiedenen Bereichen tätig. Informatik ist ein männertypischer Beruf, wohingegen Raumpflege als Frauenberuf gilt. Diese Unterteilung in Frauen- und Männerbereiche basiert auf gängigen Geschlechterklischees.